Jungforscher staunen über die fossilen Vorfahren der Miesmuschel

Zum fünften Mal fand das dreitägige Sommerprojekt „Ferien im Jurameer“ statt. Dieses Mal führte die Entdeckertour 23 Kinder zu den Wasserfällen nach Zillhausen. Dort lernten die Jungforscher viele heimische Tiere, Pflanzen, Gesteine und Fossilien kennen. Begleitet wurden sie von den Stiftungsökologen der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur und dem Museumsteam des Werkforums der Holcim (Süddeutschland) GmbH.

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    Bruchstück eines Donnerkeils
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    Fossiliensuche in Zillhausen
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    Der Wasserfall in Zillhausen
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    Fossile Kunst
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    Fossile Kunst
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Die erste Etappe führt die Gruppe am Ortsrand von Zillhausen zu einer alten Holzscheune auf einer Streuobstweise. Die Veranstalter suchen mit ihren Schützlingen den Schatten. Denn schon am Vormittag ist es unerträglich heiß und die ersten Gewitterwolken bäumen sich am blauen Himmel auf. Dr. Annette Schmid-Röhl, die Paläontologin des Fossilienmuseums, hält ein dunkles Fossil in die Luft.“ Was ist das?“ fragt sie lächelnd in die Runde. „Eine Muschel!“ antwortet der blonde Lenn, der schon zum zweiten Mal an der Ferienexkursion teilnimmt. Die Leiterin des Fossilienmuseums nickt zufrieden und zeigt den Kindern das symmetrische zweiklappige Schalengehäuse. Diese Muschel hat vor 170 Millionen Jahren zusammen mit anderen bodenlebenden Organismen im warmen Jurameer gelebt. Sie ist eine Urahnin unserer Miesmuschel. In dem Meer fanden außerdem Armfüßer (Brachipoden), Tintenfische (Belemniten) und Kopffüßer (Ammoniten) ausgezeichnete Lebensbedingungen vor. „Man findet diese Fossilien in einem rotbräunlichen Gestein, das aus lauter kleinen Kügelchen aufgebaut ist. Die Farbe kommt vom Eisengehalt“, erklärt die Museumsleiterin.

Anschließend gehen die Kinder an einer steilen Wegböschung selber auf Fossiliensuche. Mit dem Hammer schieben sie das stark verwitterte Gestein zur Seite und wühlen mit den Fingern in den Schichten des Braunen Jura. „Ich habe das Stück eines Ammoniten gefunden!“ freut sich die 14 jährige Emeline. Sie hält das 4cm lange Fundstück vorsichtig in der Hand. Janina Wypich, Geowissenschaftlerin, zeigt auf die spiralförmigen Windungen des versteinerten Kopffüßers und erklärt, dass dieses Fossil zu den häufigsten Fundstücken im Braunen Jura gehört. Weitere Fossilien werden geborgen, darunter viele Tintenfische und Brachiopoden, die im Gegensatz zu den Muscheln zwei unterschiedich geformte Schalenklappen besitzen.

Als die Mittagshitze ihren Höhepunkt erreicht, wird die Wanderung zum Roschbach, der durch einen Wald fließt, fortgesetzt. Dort gehen die jungen Entdecker zusammen mit dem Stiftungsökologen Hannes Schurr im flach dahin strömenden Wasser auf die Suche nach Kleinlebewesen. Sie fangen die Larven von Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Steinfliegen und Libellen. Auch Schlammschnecken wandern in kleine, mit Wasser gefüllte Behälter. Die Tiere werden anschließend unter dem Mikroskop des Umweltmobils „Donnerkeil“ untersucht und manches Kind staunt, dass zwischen den Nachfahren der Fossilien so viele Millionen Jahre liegen.

Die Exkursion führt weiter zum Wasserfall in Zillhausen, dem Höhepunkt der Tagestour. Unterwegs beobachten die Kinder einen Kaisermantel, eine Schmetterlingsart aus der Familie der Edelfalter, der am Waldrand auf einer Distel nach Nektar sucht. Weiter entfernt kreist ein Mäusebussard über einer gemähten Wiese. Schließlich erreichen die verschwitzen Kinder den Wasserfall. Zuerst aber müssen sie noch auf einer steilen Treppe den Hangwald hinabsteigen. Am schattigen Talboden angekommen, wartet die längst fällige Erfrischung: Über mehrere massive Sandmergelbänke, den sogenannten Wasserfallschichten, stürzt das Wasser des Roschbachs 30 Meter in die Tiefe. Ein kleines Becken mit großen Steinen lädt zum Planschen und Ausruhen ein.

Alexandra Kischkel-Bahlo, die Leiterin der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur ist von dem Ferienangebot überzeugt. Sie hat das Programm der dreitägigen Erlebnistour gemeinsam mit ihrem Kollegen Hannes Schurr und dem Museumsteam der Holcim (Süddeutschland) GmbH, zusammengestellt. Es habe sich bewährt, Biologie mit Geologie zu kombinieren, denn so sei für jedes Kind etwas dabei. „Sie nehmen nebenbei Wissen über Flora, Fauna und Gesteine ihrer Heimat mit und lernen außerdem die verschiedenen Geotope im Zollernalbkreis kennen“ ergänzt die Fossilienexpertin Schmid-Röhl.

Erschöpft und zufrieden warten die Kinder auf ihre Eltern. Am nächsten Tag steht für die Exkursionsteilnehmer noch ein Kunstworkshop im Werkforum auf dem Programm. Dort gestalten die Kinder Betonschmuck und einen Ammoniten – als Erinnerung an ereignisreiche Sommertage.