Kinder auf den Spuren eines großen Naturforschers

Viele Kinder nahmen am Ferienprojekt „Forschen wie Humboldt“ der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur teil. An drei Nachmittagen untersuchten die jungen Forscher rund um den Stausee von Oberdigisheim verschiedene Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Dabei lernten sie neben wissenschaftlichen Forschungsmethoden auch das abenteuerliche Leben des berühmten Naturforschers Alexander v. Humboldt kennen.

  • #
    Auf Tiersuche im Stausee
    Auf Tiersuche im Stausee
  • #
    Kinder haben Spaß beim „Forschen wie Humboldt“
    Kinder haben Spaß beim „Forschen wie Humboldt“
  • #
    Tagebucheintrag
    Tagebucheintrag

Zehn Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren blickten über das dunkle Wasser des Stausees in Oberdigisheim. Ein kalter Nordostwind ließ die Köpfe der sieben Jungen und drei Mädchen noch tiefer in den Kapuzen ihrer warmen Jacken verschwinden. In den klammen Händen hielten die Jungforscher jeweils eine Mappe mit Stiften. „Jeder Naturwissenschaftler dokumentiert nicht nur die gefundenen Tiere und Pflanzen, sondern erfasst auch ihren Lebensraum“ erklärte Stiftungsökologe Hannes Schurr zum Auftakt der Veranstaltung. „Deshalb messen wir jeden Tag die Luft- und Wassertemperaturen, bestimmen die Windrichtung und notieren die Wetterverhältnisse.“ ergänzte der Naturexperte noch. 

Alexander v. Humboldt, einer der größten deutschen Naturforscher Deutschlands, feiert dieses Jahr seinen 250. Geburtstag und steht mit seinen Forschungsmethoden Pate für das gleichnamige Stiftungsprojekt. Mit dem neuen Ferienangebot wollen die Stiftungsmitarbeiter Alexandra Kischkel-Bahlo und Hannes Schurr Interesse an dem rastlosen Abenteurer wecken, der der Wissenschaft viele Entdeckungen, Tagebücher, Sammlungen und bahnbrechende Erkenntnisse hinterlassen hat. Deshalb standen den Jungforschern an diesen drei Tagen nicht nur viele Messinstrumente wie Thermometer und Kompass zur Verfügung. Alle Ergebnisse wurden auch in einem Arbeitstagebuch sorgfältig dokumentiert. 

Eifrig hielten die Kinder die Thermometer in das Wasser des Stausees. Anschließend beobachteten sie die Flugrichtung von in die Luft geworfenen Grashalmen, bestimmten den Sonnenstand und notierten den Bewölkungsgrad des Himmels. „Das Wasser ist 9°C kalt und die Luft nur 2°C wärmer“ staunte die braunhaarige Emily. Sie und ihre gleichaltrige Freundin Anna suchten anschließend mit Keschern vorsichtig nach Wassertieren im Uferbereich des Gewässers. Neben Wasserasseln mit ihren vielen Beinpaaren gingen dem zwölfjährigen Lionel auch ein imposanter Wasserskorpion mit furchteinflößenden Zangen, Köcherfliegenlarven und sogar Kröten ins Netz. „Jetzt geht es ans Zeichnen“ forderte Hannes Schurr die motivierten Jungforscher auf. Schnell wurden die Funde im Tagebuch skizziert und anschließend mit Buntstiften ausgemalt. 

Auch Alexander v. Humboldt hatte auf seiner großen Expedition in Südamerika Dutzende von Notizheften mit Skizzen von Tieren und Pflanzen, astronomischen, geologischen und meteorologischen Beobachtungen gefüllt. Vom unscheinbaren Moos über Insekten, Amphibien bis hin zu Naturphänomenen wie Erdbeben - alles weckte sein Interesse. Seine Neugier, die Natur zu erforschen, zu verstehen und mit bisherigen Erkenntnissen zu vergleichen war bis zu seinem Lebensende ungebrochen. 

Am zweiten Tag stand die Untersuchung der Pflanzenwelt auf dem Programm. Trotz einsetzendem Regen wurden zuerst die Wetterverhältnisse wieder genau protokolliert und ins Tagebuch eingetragen. „Wie bestimmt man die Höhe von Bäumen?“ fragte der Stiftungsökologe. Denn auf einer Wanderung sollten nicht nur verschiedene Bäume benannt, sondern auch deren Höhe vermessen werden.
Ein Försterdreieck war des Rätsels Lösung. Mit dieser einfachen Vorrichtung wurde über eine Peilung der Baumwipfel die ungefähre Höhe geschätzt. „Diese Fichte ist 25 Meter hoch.“ sagte der elfjährige Arnim, der für seine Arbeitsgruppe die Höhenbestimmung durchgeführt hatte. Anschließend wurden krautige Pflanzen wie Buschwindröschen, Schlüsselblumen, Pestwurz, Scharbockskraut und Taubnessel gesammelt, bestimmt, gepresst und gezeichnet. 

Der letzte Tag der Veranstaltung stand unter dem Motto: „Forschen auf eigene Faust!“ An diesem Nachmittag schien nicht nur die lang ersehnte Sonne. Die Gruppe erforschte in bester Humboldt-Manier ein eigenes Untersuchungsgebiet mit einem kleinen Bachzulauf. Diesmal dokumentierten die kleinen Forscher selbständig alle Pflanzen und Tiere, die am und im Wasser, zwischen Moos, unter Steinen oder Baumwurzeln zu finden waren. Dabei bestimmten sie das gelbgrün blühende Milzkraut und freuten sich über viele Larven des Feuersalamanders, der Steinfliege und Köcherfliege sowie einen Grasfrosch.

Alexandra Kischkel-Bahlo, die Leiterin der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur ist von dem neuen Ferienangebot überzeugt. Sie hat das Programm gemeinsam mit ihrem Kollegen Hannes Schurr zusammengestellt. „Das Ziel, Kindern mit Hilfe eines großen Naturforschers nicht nur Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten zu ermöglichen, sondern auch für die Schönheit und Empfindlichkeit der Natur zu sensibilisieren, ist erreicht worden.“ stellen die Naturpädagogen zufrieden fest. Denn wie sagte schon der große Alexander v. Humboldt vor 200 Jahren; „Natur müsse erlebt und gefühlt werden!“