Kinder entdecken Bonifatiuspfennig, Flachstrecker und idyllische Burgkulisse

Zum neunten Mal fand das Kooperationsprojekt „Ferien im Jurameer“ der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur und des Fossilienmuseums der Holcim (Süddeutschland) GmbH für Kinder und Jugendliche statt. Das diesjährige Motto, „Hoch hinaus und weit zurück“, führte die jungen Outdoor-Fans auf den höchsten Berg im Zollernalbkreis und zu Versteinerungen in einem ehemaligen Steinbruch.

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    Kind mit fossilem Stilglied der Seelilie
    Kind mit fossilem Stilglied der Seelilie
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    Viel Spaß hatten die jungen Exkursionsteilnehmer beim Burgenbau
    Viel Spaß hatten die jungen Exkursionsteilnehmer beim Burgenbau
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    Kinder suchen nach Tieren in der Laubstreu
    Kinder suchen nach Tieren in der Laubstreu

Kinder sind begeisterte Entdecker und Sammler. Davon konnte man sich in der zweiten Augustwoche beim Ferienangebot der langjährigen Umweltbildungspartner überzeugen: Bei strahlendem Sonnenschein startete die Entdeckertour für elf Jungen und acht Mädchen mit einer Exkursion zur Öden Flusslandschaft in Dormettingen. Das ehemalige Ölschiefer-Abbaugebiet wird seit vielen Jahren von anspruchslosen Vierbeinern wie Schafen und Ziegen gepflegt. So wird Verbuschung vermieden und Platz für seltene Tier und Pflanzen geschaffen. Willkommener Nebeneffekt für die Jungforscher im Alter von 8-14 Jahren: Versteinerungen von Kopffüßern (Ammoniten und Belemniten), Armfüßern (Brachiopoden) und Stilgliedern der Seelilie (Crinoiden) konnten von eifrigen Kinderhänden bequem vom Wegrand aufgelesen werden.

Dr. Annette Schmid-Röhl, Leiterin des Fossilienmuseums und Janina Wypich, Geowissenschaftlerin aus Tübingen, freuten sich über den Fund eines blonden Mädchens. Das winzige Fossil hatte ein blumenartiges Aussehen, maß nur wenige Millimeter und wurde auf dem grauen Schieferboden fast übersehen. „Das ist das 180 Millionen alte Stilglied einer Seelilie“ erläuterte die Paläontologin. „Die Seelilien sind Tiere“, ergänzte die Naturwissenschaftlerin, „die zu den Stachelhäutern gehören. Deren nächste tierische Verwandte sind die heutigen Haarsterne, Seeigel und Seesterne. “ Die aufmerksamen Kinder erfuhren, dass die fossilen Stilglieder bereits in der Steinzeit zu Schmuck verarbeitet wurden. Unter der Bezeichnung Bonifatiuspfennig fanden die schönen Fundstücke sogar als Zahlungsmittel Verwendung.

Der zweite Exkursionstag führte die Jungforscher auf den Oberhohenberg, mit 1011 Metern der höchste Berg im Zollernalbkreis. Hier stand vor über 1000 Jahren eine Burg am Albtrauf. Der ehemalige Wallgraben wird heute von einer Hängebrücke überspannt, die zur Burgruine führt. Von dort erstreckt sich der Blick über das Albvorland bis zum Schwarzwald. Millionen Jahre Erdgeschichte liegen den jungen Exkursionsteilnehmern zu Füßen. Der Weg führt zurück auf dem Burgweg durch den Wald. Als nächster Höhepunkt stand Kreativzeit auf dem Plan: Auf einer kleinen Lichtung unter alten Fichten und Buchen bauten die Kinder eine Burganlage. Das Baumaterial: herumliegende Kalksteine des Oberen Jura, Äste, Moos und Zweige. Die Exkursionsleitung war über den Ideenreichtum und die Fingerfertigkeit der jungen Architekten verblüfft.

Hannes Schurr von der Umweltstiftung stellte ein weiteres Highlight der Erlebnistour vor: Kleine Lebewesen in der Blätterschicht des Mischwalds suchen. Schnell wurden die eifrigen Kinder im raschelnden Laub, unter morschen Ästen und alter Rinde fündig. Finsterspinne, Flachstreckerspinne, Regenwurm, Asseln und ein Weberknecht wurden vorsichtig in die Fanggläschen geschoben. Dann kam das Bildschirmmikroskop im Umweltmobil Donnerkeil zum Einsatz. Vielfach vergrößert wurden die acht Augen der Spinnen sichtbar und brachten die Kinder zum Staunen. Der Stiftungsökologe freute sich: „Trotz der Trockenheit sind überraschend viele Tiere gefunden worden, die alle einen wichtigen Beitrag für das Waldökosystem leisten.“

Was die jungen Naturliebhaber am Ferienprojekt so faszinierend finden, erklärte die Leiterin der Stiftung Umwelt+Natur, Alexandra Kischkel-Bahlo: „Die „Ferien im Jurameer“ sind eine tolle Mischung aus Abenteuer, Bewegung, handwerklichen Angeboten und spielerischer Wissensvermittlung. Kinder lernen Gesteine, Tiere und Pflanzen kennen, lassen ihrer Kreativität freien Lauf und stärken zudem ihre sozialen Fähigkeiten. Ein schönes Fossil in den Händen zu halten, einen kreisenden Rotmilan zu beobachten oder eine schwarze Wolfsspinne vorbeihuschen zu sehen, sind Eindrücke, die für Kinder unvergesslich bleiben.“